Wir sind es gewohnt, in Ursache-Wirkungs-Ketten zu denken. Wenn wir mit einem Problem konfrontiert werden, versuchen wir, die Ursache des Problems zu entdecken. Wir lösen das Problem, indem wir seine vermeintliche Ursache beseitigen. Zum Beispiel glauben wir, dass die hohe Arbeitslosigkeit durch zu hohe Lohnnebenkosten verursacht wird und dass eine Senkung der Lohnnebenkosten zu einer Verminderung der Arbeitslosigkeit führen wird.
Wir betrachten in der Theorie ein Unternehmen, eine Behörde oder jede andere Organisation als komplex; in der Praxis aber lösen wir uns höchst selten von der Idee eines komplizierten, konstruierten und zielorientiert „gemachten” Gebildes. Es gibt immer noch die Nähe zur Vorstellung einer Maschine, die entsprechend ihrer Konstruktion in verschiedene Einzelteile zerlegt werden kann. Wir folgen einmal mehr der Idee, einzelne Abteilungen herauszugreifen und gezielt verändern zu können.
Immer mehr Menschen spüren, dass solche einfachen Lösungen schon nach kurzer Zeit nicht mehr greifen, und begegnen daher den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft mit zunehmendem Misstrauen.
Gibt es eine Alternative?
Wir können beginnen, systemorientiert zu denken.
Wenn wir Menschen und Organisationen als ein System beschreiben, entdecken wir viele Einflussgrößen, die über ein Netzwerk von Wechselwirkungen und Rückkopplungsschleifen miteinander verbunden sind. Alles hängt mit allem zusammen, verändert sich durch unsere Entscheidungen, durch Wirkungen von außen und auch eigendynamisch. Erst unter diesem Blickwinkel zeigt sich diese ganze Komplexität, die die Prognosen und die Zielformulierungen in unserem Alltag so unsicher machen wie die Wettervorhersage. Das ist der Preis, den wir zahlen müssen. Wir haben nicht mehr die Gewissheit, dass es uns selbst bei sorgfältiger Analyse gelingen wird, den Lauf der Dinge unter Kontrolle zu behalten.
Was können wir tun?
Lassen Sie uns die Perspektive und den Blickwinkel verändern. Systeme entwickeln und verändern sich nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Wenn wir diese Regeln kennen, können wir das Verhalten von Systemen beeinflussen. Wir müssen dazu nicht alle Wirkgrößen kennen oder bei Null beginnen, denn wir alle sind schon immer Teil eines Systems gewesen. Wir können auf vorhandenem „Wissen” aufbauen und die Erkenntnisse und Einsichten gewinnen, die uns beim Problemlösen erfolgreich machen.